«Beim Reiten nutzt man Muskeln, die man sonst selten braucht»
Der «Birmensdorfer» nutzte das letzte Sommerreitlager im Reit-, Zucht- und Ausbildungsstall Grünau zum Interview mit Eigentümerin Ursula Job und ihrer Tochter Stefanie Prüher.
Seit wann führt ihr eure Reitlager durch?
Ursula Job: Nächstes Jahr feiern wir unser Zwanzigjähriges. Im Frühling sind es jeweils drei Reitlager, im Sommer sechs und im Herbst nochmals drei einwöchige Lager. Bis zur Corona-Pandemie waren sie sehr begehrt, danach haben wir einen Einbruch verspürt. Damals hatten wir bis zu 18 Kinder pro Reitlagerwoche. Danach mussten wir mangels Kundschaft wie viele Betriebe Personal entlassen. Heute nehmen wir maximal 14 Kids pro Reitlager auf.
Wurde das Konzept verändert?
Job: Nicht gross: Morgens um sieben Uhr darf man freiwillig misten. Um acht Uhr gibts Frühstück und um neun Uhr sind die ersten bereits am Ross putzen und satteln. Vor oder nach dem Reiten gibts noch einen Theorieblock. Und nach dem Mittagessen gibts meistens einen anderen Programmpunkt wie Spielen oder Baden in der Badi Birmensdorf. So gesehen ist der Tagesplan relativ straff.
Mehr Reiten wäre zu viel für die Kids?
Job: Ja, die Konzentration der Kinder lässt nach einer Stunde schon deutlich nach. Denn beim Reiten nutzt man Muskeln, die man sonst selten braucht.
Dürfen auch Buben zum Reiten ins Camp kommen?
Stefanie Prüher: Unbedingt. Sie sind auch meistens etwas stärker gebaut und so perfekt geeignet für den Reitsport. Die Kinder dürften sich zu Beginn jedes Lagers selbst einschätzen und dann schauen wir, welches unserer 24 Pferde zu welchem Kind passt. 90 Prozent der Kinder bewegen sich im Mittelfeld. Ich habe kürzlich zwei Mädchen in die Brevet-Turniergruppe aufgenommen. Dabei muss man einen Spring-Parcours meistern, was nicht jede Reitschule anbietet.
Habt Ihr viele Stadkinder?
Job: Sehr viele. Es gibt auch Kinder, die Heimweh haben. In diesem Sommer mussten wir aber nur ein Kind heimschicken.
Leider gab es danach eine vernichtende Google-Bewertung der Eltern, was dann wieder unserem guten Ruf schadet. Da lohnt es sich nicht, gegenzusteuern.
Was sind andere Feedbacks?
Prüher: Eigentlich immer nur positiv. Wir haben auch Kinder, die mehrfach ins Lager kommen und später sogar eine Reitausbildung machen.
Können Sie das jugendliche Heimweh nachvollziehen?
Job: Schauen Sie: Ich wollte selbst drei Mal nach Neuseeland auswandern. Diese Nation ist der Schweiz ähnlich, hat aber ein Meer. Ich bin ja selbst in Meilen am Zürichsee aufgewachsen und vermisse auch heutzutage manchmal das Wasser.
Euer Gut befindet sich gleich nach dem
Schiess- und Übungsplatz der Kaserne Birmensdorf.
Job: Ja leider, denn gerade unsere Pensionäre haben manchmal Mühe damit. Da wir unsere Pferde jedoch selbst züchten, sind diese seit Geburt an die Böllerei gewohnt – dasselbe gilt für unsere Hunde, welche hier geboren sind. Unsere Tiere wachsen jedoch mit den Schüssen auf. Nur militärische Helikopter-Einsätze sind ein Zacken zu viel.