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Feinstes Impro-Theater im Zeichen der Demenz

Ein voller Nassenmatt-Saal in Aesch ZH. Und alle lauschen gebannt den Worten der Geriaterin
und Demenzexpertin Irene Bopp-Kistler, welche das Tabu-Thema mit improvisierten Szenen
des Theaters act-back ins Bewusstsein rückt. Stark!

Im Wechselspiel zwischen improvisierten Theaterszenen und
fachlicher Erklärung wurde schnell klar: Wenn sich bei einem
Menschen Anzeichen von Demenz zeigen, ist es wichtig, mit
Empathie und Respekt auf ihn zuzugehen. «Eigene Beobach-
tungen sollten in Ich-Botschaften formuliert werden, dass man
sich Sorgen macht, darf ruhig erwähnt werden», sagt die erfah-
rene Ärztin und Demenzspezialistin Irene Bopp-Kistler, ehema-
lige Leiterin der Memory Clinic des Stadtspitals Zürich und en-
gagierte Expertin auf dem Gebiet der Demenz. Menschen mit
Demenz spürten oft sehr früh, dass etwas mit ihnen nicht mehr
stimmt. Viele haben Angst, nicht mehr ernst genommen zu wer-
den. Deshalb sei es unbedingt empfehlenswert, die betroffene
Person zu ermutigen, den oder die Hausärzt:in aufzusuchen, um
mögliche Ursachen für ihre Symptome abklären zu lassen. Auch
die Angehörigen brauchen Gehör. Sie wünschen sich oft ein-
fach jemanden, der zuhört, ohne vorschnell Ratschläge zu geben.
Unterstützung durch Fachstellen können sie entlasten und den
Umgang mit der Situation erleichtern.
Um nicht in der Theorie zu versinken, sorgte das Theater act-
back mit improvisierten Alltagsszenen für eine eindringliche
Veranschaulichung. Ging es in der ersten Szene um das mehr-
fach falsch parkierte Auto eines offenbar dementen Lenkers,
stand in der zweiten Szene ein Mitarbeitergespräch im Fokus,
in dem der Angestellte mehrfach dieselben Fehler begangen
hat. Besonders eindringlich war die Szene einer Ehefrau, welche
selbst nach einer ärztlichen Diagnose nicht glauben kann und
will, dass ihr Mann dement ist. Und zuletzt halfen zwei männli-
che «Teenager» einer offenbar verwirrten Ehefrau zur Rückkehr
nach Hause. Die vier realitätsnah beschriebenen Szenen analy-
sierte Irene Bopp-Kistler auf eindrückliche Weise und schlug im-
mer wieder die Brücke zu Situationen mit Patient:innen, welche
sie während der vielen Jahre betreute.
Was kann ein solcher Abend im Publikum auslösen? –
«Er kann Betroffenheit auslösen und ein Umdenken anstos-
sen», sagt Martina Hersperger, Geschäftsführerin der Stiftung
Plattform Mäander, die sich seit drei Jahren für ein gutes Zu-
sammenleben von Menschen mit und ohne Demenz einsetzt.
«Die Zuschauer:innen werden sensibilisiert für Situationen, in
denen sie in Zukunft vielleicht achtsamer gegenüber Betroffe-
nen und ihren Angehörigen reagieren.» Viele Anwesende er-
kannten sich im Theater selbst wieder: Momente, in denen man
sich hilflos gefühlt hat, tauchen wieder auf – das Theater gibt
einem die Chance, neue Perspektiven zu entdecken und Impulse
für zukünftige Begegnungen mit Menschen mit Demenz zu er-
halten. Dank sei gezollt den organisierenden Altersgremien der
Gemeinden Aesch und Birmensdorf mit finanzieller Unterstüt-
zung der Gemeinde Arni und der Pro Senectute Zürich – ein un-
vergessliches Live-Erlebnis!