Sind rote Lichtfarben nachts für Insekten weniger störend?
Für ein Forschungsprojekt der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) werden bis 2028 Leuchten
mit unterschiedlichen Farben auf dem landwirtschaftlichen Feld Neuacher in Uitikon an der Grenze Urdorf / Chalchtarren installiert.
Die Lichtinstallation besteht aus Leuchten mit unterschiedlichen Farben (Rot, Blau, Grün und Weiss) sowie Standorten ohne Beleuchtung als Vergleich. Während der Dauer der Experimente werden die Leuchten bei Sonnenuntergang ein- und bei Sonnenaufgang ausgeschaltet. «Unsere Experimente umfassen die Themen Bestäubung, Zersetzung und 2026 dann Herbivorie», sagt der Doktorand Federico Ferrari. «Um den Bestäubungserfolg zu erfassen, werden unter jeder Leuchte blühende Pflanzen platziert. Die Abbauraten von Streu werden wir messen, indem wir Netzbeutel auslegen. Mit Experimenten zur Herbivorie analysieren wir im nächsten Jahr verschiedene Frassmuster als Folge der
verschiedenen Lichtfarben.» Nachtinsekten sind von künstlichem Licht in der Nacht direkt betroffen. Sie sind angepasst an geringe Lichtstärken und werden von künstlichen Lichtquellen angezogen. Einmal im Lichtkegel gefangen, kreisen sie endlos um die Lichtquelle bis sie an Erschöpfung sterben oder gefressen werden. Dieser Verlust kann schwerwiegende Folgen für Ökosysteme haben, da Insekten wichtige Aufgaben wie Bestäubung von Pflanzen oder Zersetzen abgestorbener Pflanzenteile übernehmen. Wissenschaftliche Hinweise deuten darauf hin, dass rote Lichtfarben für nachtaktive Insekten weniger störend sind als blaues oder grünes Licht: «Es gibt Hinweise, dass viele Insektenarten möglicherweise weniger stark von rotem Licht beeinflusst werden. Aber der Aufbau des Insektenauges ist sehr komplex und physiologische Eigenschaften wirken sich auch auf Verhaltensmuster aus, sodass noch keine abschliessende Antwort gefunden werden konnte, wie die Lichtfarbe Nachtinsekten beeinflusst.» WSL-Mitarbeitende werden vor allem abends und in den frühen Morgenstunden auf dem Feld anwesend sein, um Messungen durchzuführen. «Wir wollen verstehen, wie sich unterschiedliche Lichtfarben auf natürliche Insektengemeinschaften auswirken und wie dadurch Ökosystemleistungen wie Bestäubung oder Zersetzung beeinflusst werden», so Ferrari abschliessend. «Mit diesen Erkenntnissen möchten wir dazu beitragen, nachhaltigere Beleuchtungskonzepte zu entwickeln, die die negativen Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf ökologische Prozesse minimieren.»