«Im Juli habe ich viele Sommer-Steinpilze gefunden»
Andrin Gross leitet das Daten- und Informationszentrum der Schweizer Pilze an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald,
Schnee und Landschaft (WSL) in Birmensdorf und berät sowohl den Bund als auch die Kantone betreffend Pilzschutzfragen.
Der «Birmensdorfer» ging mit ihm auf Pilzsuche im Ramerenwald.
Sie sind in Birmensdorf aufgewachsen und haben Biologie studiert?
Andrin Gross: Ja, richtig. Ich bin hier geboren und aufgewachsen. So gesehen kenne ich die hiesigen Wälder sehr gut. Meine Eltern haben mich schon als Kind immer zum Pilzsuchen rund um Birmensdorf mitgenommen und so kam ich auf den Geschmack. An der Uni Zürich machte ich viele Jahre später meine Masterarbeit und wechselte anschliessend für meine Dissertation zum Thema Eschentriebsterben an die ETH.
Wie verläuft Ihre Beratungstätigkeit an der WSL in Birmensdorf?
Wir erstellen etwa die Rote Liste der gefährdeten Pilze der Schweiz als Umsetzungsinstrument für den Naturschutz. Wir zeigen auf, welche Pilzarten bedroht sind und erstellen eine zusätzlicheListe mit prioritären Pilzarten.
Findet man denn im Ramerenwald viele Pilze?
Wenn man weiss, wo und wann, dann schon. Der Herbst ist eine ideale Jahreszeit, um nach Pilzen zu suchen. Sommersteinpilze findet man aber auch schon im Juli – dieses Jahr gab es rund um Birmensdorf viele davon.
Was ist ein seltener Pilzfund, auf den man stolz sein darf?
Besonders schön ist das Finden eines Kaiserlings – ein Verwandter des Fliegenpilzes, den man im Süden oder in mediterranen Klimazonen häufig findet, hier auf der Alpennordseite aber eherselten. In Birmensdorf hatte ich schon zweimal das Glück, diesen Pilz zu finden.
Darf man denn jeden Pilz pflücken und nach Hause mitnehmen?
Die meisten Pilze schon. Es gibt genau zwölf geschützte Pilzarten mit Pflückverbot. Aber diese sind sowieso nur sehr selten anzutreffen. Man sollte aber die Schutzbestimmungen der Kantone beachten. So gibt es Schonzeiten und Sammelbeschränkungen. Im Kanton Zürich gilt: 1 kg pro Person pro Tag und ein Pflückverbot während der ersten zehn Tage des Monats.
Gibt es auch neue Pilzsorten?
Neue Arten entstehen nicht von heute auf morgen. Es passiert aber regelmässig, dass neue Pilzarten aus anderen Regionen der Welt eingeschleppt werden – entweder durch den Menschen, oder dann wandern die Pilze von selbst ein und verbreiten sich autonom.