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«Die Schwitzhütte wird bedeckt und kniend betreten»

Anita Kaufmann und Raphael Caviezel laden am Samstag, 1. November im Birmensdorfer Fildern-Wald
zu einer Schwitzhütte zum Thema Ahnenverbindung ein. Der «Birmensdorfer» wollte mehr wissen.

Was können Teilnehmende erwarten?
Raphael Caviezel: Es wird ein körperlich spürbares und poten­ziell spirituelles Erlebnis sein – basierend auf Achtsamkeit, Liebe, Heilung und Neugier gegenüber sich selbst und dem Umfeld.

Das Ganze klingt sehr esoterisch. Oder wie sehen Sie das?
Die Kritik, es handle sich um Esoterik, sehen wir so nicht: Wir bieten keinen geheimen Lehrsatz, sondern einen offenen Prozess, der je nach Teilnehmenden wahrgenommen wird. Einen thematischen Schwerpunkt werden wir auf Allerheiligen und die Beziehung zu Verwandten setzen.

Was für Menschen nehmen an solchen Events teil?
Unser Angebot richtet sich an jene, die eine besondere Verbindung zu Verwandten oder zur Natur suchen, Sauna schätzen, sich spirituell bekennen, Persönlichkeitsentwicklung mögen oder einfach Neues ausprobieren möchten. In der Schwitzhütte sitzt man/frau auf dem bedeckten Waldboden. Menschen mit starken Knie- oder Rückenproblemen, Psychosen, Bluthochdruck oder Epilepsie sollten nicht teilnehmen.

Schwitzt man da nackt wie in einer gemischten Sauna?
Nein, die Schwitzhütte wird bedeckt und kniend betreten und verlassen.

Der Event dauert von 10 bis 18 Uhr. Gibt es einen Stundenplan?
Nach Ankunft am Bauernhof Fildern spazieren wir in rund 15 Minuten zum Schwitzhütten-Platz. Während des Sprechstabs kann sich jede Person mit Befinden und Erwartungen mitteilen. Dann decken wir die Hütte mit Wolldecken zu und entzünden das Feuer gemeinsam. Nun folgt eine längere stille Phase am Feuer. Die Schwitzhütten-Zeremonie dauert rund 1,5 Stunden und umfasst vier Runden. Vor jeder Runde kommen glühende Steine in die Hütte. Während der Runden werden sie mit Wasser benetzt, das Ahnenthema aufgenommen, gesungen und Persönliches freiwillig geteilt.

Und am Ende?
Da verlassen alle die Hütte, kühlen sich bei Bedarf im Bach ab und ziehen sich wieder an. Danach folgt nochmals eine Sprechstab-Runde. Nach der offiziellen Zeremonie teilen wir die mitgebrachten Speisen in einem freien Rahmen. Danach erfolgen Aufräumen und Spaziergang zurück zum Bauernhof.
Ihr unterscheidet zwischen männlicher und weiblicher Energie. Wo liegt der Unterschied?
Wir unterscheiden bewusst zwischen Energien: Weibliche meint Hingabe, Offenheit, Empfangsbereitschaft; Männliche steht für Aktivität, Klarheit und Tun. In dieser Zeremonie dürfen sich Teilnehmende gegenüber aktuellen Familienthemen öffnen (weibliche Qualität) und konkrete Wünsche und Veränderungen äussern (männliche Qualität). Alle Menschen tragen beide Qualitäten immer und in dynamischen Anteilen in sich.

Welchen Bezug haben Sie persönlich zu diesen Wäldern?
Die Parzellen sind seit Jahrzehnten in Familienbesitz. Vor einem halben Jahr habe ich sie von meinem Grossvater Hans Heinrich Stierli übernommen. Gemeinsam bewirtschaften wir den Wald, und die Schwitzhütte ermöglicht es, das Holz vor Ort zu nutzen. Das belebt einen lokalen Kreislauf und gibt mir Sinn, eine tiefere Verbindung zur Natur, Spiritualität und meinen Vorfahren zu erleben und mit anderen zu teilen.

Ihr Fazit?
Der Tag bietet eine strukturierte, bodenständige Erfahrung, die Körper, Gemeinschaft und Selbstverantwortung in den Mittelpunkt stellt – fernab von geheimen Lehren, offen für Neugierige und mit klarem Sicherheits- und Rückzugsrahmen. Wer sich darauf einlässt, begegnet einer besonderen Form der Achtsamkeit im Wald, mit Blick auf Ahnenverbindung, Natur und die eigenen inneren Prozesse.

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