Als ich das Buch zum ersten Mal in den Händen hielt, dachte ich: «Wow, was für eine schöne Frau!». Rötliches Haar, das Gesicht voller Sommersprossen, die Augenfarbe auf den ersten Blick nicht erkennbar. Erst als ich dann das Buch in unserem Katalog erfasste und das Bild in Kleinformat sah, realisierte ich, dass dieses Gesicht nicht wie jedes Gesicht ist.
In ihrem Buch schreibt Ilka Brühl: «Schönheit kommt von innen. Wie gerne hätte ich mich an diesen Strohhalm geklammert!». Für sie war es ein langer Weg, ihre eigene Schönheit zu erkennen, da sie seit ihrer Geburt mit ihrem Äusseren zu kämpfen hat. Ilka Brühl kam mit einer Gesichtsspalte zur Welt, einer Fehlbildung von Nase, Stirn und Augen. Als Kind verstand sie nicht, dass sie anders aussieht als die Menschen um sie herum. Im Laufe ihres Lebens begann sie, ausschliesslich symmetrische Gesichter als «schön» wahrzunehmen. In ihrer Pubertät lebte sie stark isoliert, da sie sich immer mehr zurückzog. Geplagt von Selbstzweifeln, kämpft sie sich zurück ins Leben. In Ihrem Buch erzählt Ilka Brühl, wie sie es geschafft hat und wie es ihr heute geht. Wer dieses Buch liest, lernt, dass es gut sein kann, anders zu sein. «Anders schön» stellt nämlich nicht die Leidensgeschichte eines Mobbingopfers dar, sondern den Weg der Selbstfindung einer jungen Frau, mit der sich nahezu jeder identifizieren kann.