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«Wir sind noch immer ein Kit der Gesellschaft»

Seit ihrer Pensionierung übernimmt Pfarrerin Angelika Steiner fixe Vertretungen in der reformierten Kirche Birmensdorf-Aesch.

Wann sind Sie Pfarrerin in Birmensdorf geworden?
Angelika Steiner: Ich war im Jahre 2022 als Vertreterin in Birmensdorf tätig. Dann folgte Pfarrerin Sun-Jong Kwon und ich habe eine andere Stelle angetreten. Nach der Verabschiedung von Lorenzo Scornaienchi wurde ich angefragt, in die Gemeinde zurückzukehren.

Mögen Sie Birmensdorf?
Ja sehr. Und nach zwei Jahren kennt man eine Gemeinde auch ziemlich gut. Zudem war für mich die Anfahrt von Zürich-Leimbach viel kürzer als vom anderen Ort. Vorher war ich während 11 Jahren Pfarrerin in Leimbach und auch im Kreis 2 tätig. Seit dem Jahre 2020 arbeite ich nurmehr als Vertreterin.

Was zeichnet denn Birmensdorf aus?
Die Gemeinde hat einen guten Querschnitt aus alten und jungen Menschen. Klar sieht man im Gottesdienst eher ältere ­Semester und Konfirmanden. Aber Birmensdorf ist für mich eine tradi­tionelle Gemeinde mit konservativen Werten – aber in ­einem ­guten, bewahrenden Sinn und doch offen für neue Ideen. ­Obschon auch wir viele Austritte verzeichnen, ist die «Kirche noch immer im Dorf». Die hiesigen Menschen halten zusammen.
Andere Kirchen setzen auf Wrestling, 
um die Leute anzusprechen. Was halten Sie davon?
Nun, ich wünschte mir, dass wir viel selbstbewusster auftreten würden. Und dabei meine ich nicht nur die Kirche, sondern die gesamte Gesellschaft. Wir vergessen manchmal unsere eigenen Wurzeln aus lauter Angst, diejenigen anderer Menschen zu verletzen.

Diese Denkweise ist zu säkular?
Wir sollten wieder vermehrt zu unseren Traditionen stehen: Viele Menschen wissen gar nicht mehr, wer Jesus eigentlich ist. Es ist richtig, alle Religionen zu achten; aber es tut mir weh, wenn ich sehe, wie oftmals mit dem christlichen Glauben ­umgegangen wird.

Spüren Sie dies auch im privaten Umfeld?
Manchmal, wenn die Leute etwa an einem Fest erfahren, dass ich Pfarrerin bin, dann spreche ich einen Abend lang über Religion und Glaubensfragen und höre mir schwierige Erfahrungsberichte aus längst vergangenen Tagen an; welche für die Leute immer noch gelten, ohne dass sie diese jemals hinterfragt oder neue Erfahrungen gemacht hätten.

Was bewegt Sie sonst noch?
Ganz konkret: Aktuell suchen wir dringend Menschen, die sich in der Kirchenpflege engagieren. Man muss reformiert sein, sich für gesellschaftliche Fragen interessieren und christlich-demokratische Werte weitergeben wollen. Wir sind noch immer ein Kit der Gesellschaft.

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