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Wenn die Birmensdorfer Orgel den Ton angibt

Am Orgelkonzert vom vergangenen Freitag präsentierte die Organistin Anna Buczek Merz wunderbare Orgelmusik aus Barock, Romantik und Impressionismus.

«Ich bin klassisch ausgebildet und keine Unterhaltungskünstlerin», sagt Anna Buczek Merz beim spontanen Interview auf der Empore der reformierten Kirche Birmensdorf-Aesch. «An Gottesdiensten spiele ich auch andere Musikstile. Aber als gläubige Christin bedeuten mir die Kirchenmusik und klassische Musik sehr viel. Im heutigen Programm spiele ich auch Stücke ohne sakralen Bezug.» Anna Buczek stammt aus Polen, lebt seit 33 Jahren in der Schweiz und war von 2008 bis 2013 Hauptorganistin in dieser Kirche: «Jede Orgel ist ein Unikat und wird auf die Grösse der Kirche und die Finanzen der Gemeinde angepasst. Die Birmensdorfer Orgel stammt aus dem Jahr 1930, wurde aber später noch umgebaut.» Sympathisch: Vor dem Konzert liess es sich Anna Buczek Merz nicht nehmen, das versammelte Publikum persönlich zu begrüssen und ins Programm mit dem Titel «Nach den Sternen greifen» einzuführen: «Bachs Präludium und Fuge in E-Dur ist eine vielseitige Komposition, da auf die erste Fuge eine Art Rezitativ folgt und darauf wiederum eine zweite Fuge. Dieses Stück strahlt Lebensfreude aus, was zwar eine subjektive Empfindung ist, die aber hoffentlich auch auf die Zuhörerinnen und Zuhörer übergreifen wird.» Und wie: Während des Konzertes herrschten Stille und Andacht pur. So unterschiedlich die Kompositionen von Buxtehude und Vierne auch sind, im Titel geht es um Sterne. Deshalb wurden diese Werke im Programm nebeneinander platziert. In der Choralphantasie «Wie schön leuchtet der Morgenstern» liess sich der Komponist von der Melodie eines bekannten Liedes inspirieren, das bis heute in den christlichen Kirchen gesungen wird: «Viernes Komposition versetzt uns hingegen in eine andere Epoche. Die musikalischen Ausdrucksmittel und die entsprechenden Orgelregister schaffen die Atmosphäre eines zu Ende gehenden Abends und des Lichts der Venus. Nach dieser stimmungsvollen Atmosphäre strahlt die nächste Komposition von Vierne in der Sprache des Impressionismus Ruhe und Melancholie aus.» Eine Stimmungsänderung in Bezug auf Virtuosität, Tempo und Dramatik brachte die Toccata des ebenfalls französischen Komponisten Eugène Gigout. Zuletzt gab es den Choral in E-Dur von César Franck: «Das ist ein monumentales Werk, und die Birmensdorfer Orgel ist dazu fast etwas zu klein. Aber die Musik spricht mich sehr an. Und man greift sozusagen ‹nach den Sternen›, wenn man etwas tut, was eigentlich unmöglich ist.»