Als «Klassen-Oma oder -Opa» leisten ältere Menschen freiwillige Einsätze in der Primarschule Birmensdorf und unterstützen Kids beim Lernen, Rechnen, Lesen oder ganz einfach als zusätzliche Bezugsperson – auch in Birmensdorf, wie der Co-Schulleiter Tobias Rohrer im Interview ausführt.
«Senior:innen im Klassenzimmer» klingt wie eine Erfolgsstory. Wie lange gibt es das Projekt schon?
Tobias Rohrer: In meiner Tätigkeit als Klassenlehrperson auf der Mittelstufe erhielt ich selber die Anfrage meiner damaligen Schulleiterin in Birmensdorf, ob ich nicht Lust dazu hätte, einen Senior bei mir in der Klasse aufzunehmen. Als Junglehrer sprach mich dies an, und so begann die sehr schöne und persönliche Zusammenarbeit mit Peter Heinzer, welcher meine Klassen von 2006 bis 2013 begleitet und unterstützt hat. Peter selber ist nun in Dietikon immer noch als Senior in einer Schulklasse tätig. Das Projekt gab es meines Wissens damals bereits seit einigen Jahren.
Wie muss man sich das Ganze vorstellen?
Die Senior:innen übernehmen einen speziellen Part im Klassengefüge, da sie ja keine Anstellung an der Primarschule haben. Somit können wir sie sehr frei einsetzen und auf individuelle Bedürfnisse eingehen. Die Senior:innen dürfen dabei auch ganz «Klassen-Oma» oder «Klassen-Opa» sein, mit all den Vorzügen, welche Grosseltern mit sich bringen.
Braucht es Überwindung, als Senior:in einfach so vor eine Schulklasse zu stehen?
Man steht ja grundsätzlich nicht alleine vor einer Klasse, sondern unterstützt vielmehr einzelne Kinder oder kleinere Gruppen, begleitet die Klasse auf Ausflügen, und dabei ist die Klassenlehrperson stets anwesend. Je nach Expertise oder Vorliebe der Senior:innen können Aufgaben übernommen werden.
Welche Inhalte werden vermittelt?
Das Vermitteln und Unterrichten von Fächern steht nicht im Vordergrund. Vielmehr unterstützen die Senior:innen mit ihrer Lebenserfahrung, Geduld und vielleicht auch Gelassenheit.
Und wie reagieren die Kids?
Sie freuen sich auf die Senior:innen und mögen den gegenseitig wertschätzenden Kontakt. Ich vermute gerade deswegen, weil diese Erwachsenen keine Lehrpersonen sind und sie selber schöne Erfahrungen mit den eigenen Grosseltern machen. Auch das Wechselspiel zwischen den Generationen schätzen die Kinder.
Wie finden Sie neue Interessent:innen?
Auf unserer Homepage im Bereich «Offene Stellen» gibt es einen Bereich für Interessierte. Meist werden wir jedoch von Senior:innen direkt angefragt. Dabei wohnen auch nicht alle in Birmensdorf. Aktuell haben wir im Vergleich zu anderen Jahren wenig Senior:innen bei uns. Also nehmen Sie sehr gerne unverbindlich mit uns Kontakt auf!
Welche Fähigkeiten muss man als Senior:in mitbringen, um am Projekt teilzunehmen?
Man muss Freude am Kontakt und Umgang mit Kindern und ein Interesse daran haben, mit dem persönlichen Engagement und der eigenen Lebenserfahrung die Kinder im Unterricht zu begleiten. Ein gutes Einfühlungsvermögen und eine ordentliche Prise Humor sind hilfreiche Charaktereigenschaften. Auch im Umfeld rund um eine Schule sollte einem wohl sein.