Der FIFA-Schiedsrichter Fedayi San lebt mit seiner Familie in Birmensdorf. Der «Birmensdorfer» interviewte ihn gleich nach seiner Rückkehr von einem fünfwöchigen internationalen Einsatz bei der U20 Fussball-WM in Argentinien.
Warum wurden Sie Schiedsrichter?
Fedayi San: Weil ich als Fussballer unbegabt war. (lacht)
Sie wohnen und trainieren in Birmensdorf?
Ja. Ich wohne hier mit meiner Frau Jennifer und unseren Söhnen im Alter von einem und vier Jahren. Im Januar erwarten wir unser drittes Kind. Birmensdorf ist wunderbar gelegen, wir fühlen uns sehr wohl und sind seit längerer Zeit auch auf der Suche nach einem Haus oder Grundstück. Momentan leben wir in der Nähe der Badi und dem Fussballplatz. Mit ein paar Schiri-Kollegen haben wir eine Trainingsgruppe und trainieren entweder auf dem Kunstrasen in Wettswil oder auf dem Fussballplatz in Birmensdorf.
Wie ist es zu Ihren internationalen Engagements gekommen?
Seit 11 Jahren leite ich nun Fussballspiele in der Super-League, also der höchsten Liga der Schweiz. Im Jahr 2016 kam die Möglichkeit, einer der sieben internationalen FIFA-Schiedsrichter zu werden. Ich habe regelmässig internationale Einsätze vor allem aber auch als Video Assistant Referee oder kurz: VAR. Zuletzt durfte ich das Finale der U20 WM in Argentinien leiten.
Der VAR sorgte in der letzten Zeit oft für Ärger – wie sehen Sie das?
Die Fussballregeln in der Schweiz sind nicht ganz trivial und es braucht sehr viel Aufklärung. Uns passieren natürlich auch Fehler und das ist menschlich. Ganz alles können wir leider auch nicht sehen. Wir versuchen immer nach bestem Wissen und Gewissen zu urteilen. Diskussionen werden immer bleiben, denn es gibt hier oft einen Interpretationsspielraum.
Es ist aber immer ein Abwägen unter Zeitdruck, oder?
Ja klar, wir müssen innert kürzester Zeit die richtige Entscheidung treffen. Das heisst der VAR muss die richtigen Bilder so schnell wie möglich zusammenstellen und dann entscheiden. Pro Spiel sind es rund 20 bis 40 Spielsituationen, die ich überprüfe. Nach einem solchen VAR-Einsatz bin ich meist nudelfertig.
Und wie viele Bildschirme hat ein VAR vor Augen?
Zwei Bildschirme: Ein Bildschirm zeigt eine Grossaufnahme, und der untere Bildschirm zeigt vier Kamerabilder. Das Layout, um eine Spielsituation zu beurteilen, wähle ich selbst. Wichtig ist auch ein guter Video-Operator, der einem gute Bilder schnell zur Verfügung stellt.
Was war das grösste Highlight in Ihrer bisherigen Karriere?
Die letzten zwei Jahre waren sicher Champions League- und Europa League-Spiele von Mannschaften wie Dortmund, AC Mailand, Tottenham, Sevilla, Barcelona oder Manchester United – und zuletzt natürlich das U20 WM-Finale in Argentinien. Bei diesen Spielen waren sicherlich Begegnungen mit Spielern wie Ronaldo und Messi auch ein Highlight.
Ist die Schiedsrichterei ein Vollzeit-Job?
Ich bin zu 50 Prozent beim Schweizerischer Fussballverband (SFV) angestellt und arbeite daneben noch bei einer Planer Firma. Zudem habe ich einen Papitag mit meinen zwei Jungs. Dazu kommen unter der Woche vermehrt Einsätze von der UEFA und FIFA sowie Einladungen von Saudi-Arabien.
Wie bringen Sie alles unter einen Hut mit Arbeit und Familie?
Dank meiner bezaubernder Frau, die mir den Rücken trotz Vollzeit Arbeit freihält. Und natürlich haben wir tolle Grosseltern, die uns tatkräftig unterstützen.