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Offene Fragen um das Schulhaus Reppisch

von 29. März 2019Primarschule

Sehr geehrte Stimmbürgerinnen und Stimmbürger

Sie haben am vergangenen Sonntag der Vorlage zur Sanierung des Schulhauses Reppisch klar zugestimmt. Für das in die Primarschulpflege gesetzte Vertrauen, möchte ich Ihnen ganz herzlich danken!

Im Vorfeld der Abstimmung gab es leider einige Unsicherheiten. In der Presse sind verschiedene Artikel erschienen, die vor allem das Vorgehen im Zusammenhang mit der Denkmalpflege in Frage gestellt haben. Im täglichen Gespräch in Birmensdorf habe ich immer wieder festgestellt, dass auch andere Fragen auftauchen.

Ich versuche deshalb, auf die wichtigsten eine kurze Antwort zu geben.

Was ist die Denkmalpflege?

Die Denkmalpflege ist in der Schweiz eine staatliche Organisation. Im Kanton Zürich besteht sie seit 1958 und ist zuständig für das Erforschen, Inventarisieren, Bewahren und Pflegen von als baukulturell relevant eingestuften Schutzobjekten.

Was ist „das Inventar“ der Denkmalpflege

Das Inventar der Schutzobjekte bildet die Grundlage für die Arbeit der Denkmalpflege und listet diejenigen Bauten auf, die aufgrund ihrer geschichtlichen oder baukünstlerischen Bedeutung wichtige Zeugen vergangener Epochen sind. Diese Gebäude prägen die Identität eines Ortes oder einer Region und sollen daher besonders geschützt werden.

Gegen die Inventaraufnahme können die Eigentümer keine Rechtsmittel ergreifen, da die Inventare lediglich auf einer Schutzvermutung gründen.

Das Schulhaus Reppisch wurde bereits 2005 auf diese Inventarliste gesetzt. Dies wurde der politischen Gemeinde damals entsprechend mitgeteilt. Seither hat sich, aber auch aufgrund der neuesten „Post der Baudirektion“ an den Gemeinderat, nichts geändert. Vielmehr wurde die Liste weiter ergänzt und präzisiert und auch Objekte von der Liste gestrichen.

Was heisst das für das Schulhaus Reppisch?

Wenn Veränderungen an einem Objekt, das sich auf dem Inventar befindet, geplant werden (Umbau / Sanierung / Abbruch oder andere Veränderungen), muss mit der Denkmalpflege Kontakt aufgenommen werden.

Die Planung kann dann zusammen angegangen werden. Dies hat die Schulpflege bereits im Jahre 2010 getan und zwei Jahre lang Möglichkeiten und Alternativen geprüft. Wir sind in der Folge zum Schluss gelangt, das Schulhaus so zu erhalten und zu sanieren, da wir überzeugt sind, dass alle anderen Varianten eine Unterschutzstellung provoziert hätten, was vermieden werden sollte.

Ist das Schulhaus nun unter Schutz oder nicht?

Nein, das Schulhaus steht nur auf der Inventarliste der Denkmalpflege. Da die Schulpflege frühzeitig das Gespräch mit der Denkmalpflege gesucht und die Sanierungsabsichten zusammen besprochen hat, ist derzeit nicht vorgesehen, das Objekt unter Schutz zu stellen.

Ein sogenanntes Provokationsverfahren, wie es der Gemeindepräsident vorschlägt, würde zwar zu einem klaren Entscheid führen. Das Schulhaus wäre dann entweder definitiv und unwiderruflich unter Schutz gestellt oder aus dem Inventar entlassen worden. Vorangehen würde aber ein vermutlich jahrelanger Streit, den man gegebenenfalls bis vors Bundesgericht ziehen müsste. Sämtliche befragten Experten haben uns wenig Hoffnungen gemacht, dass wir aus diesem Verfahren als Gewinner hervorgehen würden. Entsprechend hat die Schulpflege 2012 entschieden, mit der Denkmalpflege eine einvernehmliche Lösung anzustreben. Aus unserer Sicht die einzige Möglichkeit, dass das Schulhaus eben NICHT unter Schutz gestellt wird.

Da diese Überlegungen auch mit in die Planung des Schulhauses Haldenacher eingeflossen sind, bleibt das Schulhaus Reppisch ein wichtiger Bestandteil der gesamten Schulraumplanung von Birmensdorf, auf welches wir dringend angewiesen sind.

Bedeutet das, dass die Sanierung nun viel mehr kostet?

Nein, das tut es nicht. Das Schulhaus ist inzwischen rund 60 Jahre alt. In der Vergangenheit wurde nur sehr wenig in den Gebäudeunterhalt investiert. Dass eine Gesamtsanierung nun nicht kostengünstig ist, hat nichts mit dem Schutzcharakter zu tun. Neben den rein materiellen Sanierungsbedürfnissen sind auch viele neue Anforderungen wie hindernisfreies Bauen, feuerpolizeiliche Massnahmen, Erdbebensicherheit, Hochwasserschutz usw. dazugekommen.

Entspricht das Gebäude noch den heutigen Anforderungen an eine moderne Schule?

Ja, das tut es. Durch die spezielle Architektur haben sogar viele der Schulzimmer eine ausserordentlich hohe Qualität (Höhe der Räume / Lichteinfall). Die eigentliche „Schwierigkeit“ besteht darin, dass die Bausubstanz dringend saniert werden muss. Dem Umstand, dass den Schulzimmern keine sogenannten Gruppenräume zugeordnet sind, wurde bereits bei der Planung zum neuen Schulhaus Haldenacher Rechnung getragen.

Es stimmt, dass ein sogenannt verdichtetes Bauen aufgrund der Absprache mit dem Denkmalschutz nicht möglich war. Dadurch wäre aber auch die Qualität der heutigen Schulräume verloren gegangen. Ein Abbruch und Neuaufbau an derselben Stelle wäre zudem nicht möglich gewesen, da sich ein Teil des Gebäudes in der Gewässerabstandslinie befindet, in der, nach den heutigen Bauvorschriften, gar nicht mehr gebaut werden darf.

Wie geht es nun weiter?

Die Schulpflege wird nun so rasch wie möglich ein Baugesuch bei der Gemeinde einreichen und nach Vorliegen der Bewilligung mit der Umsetzung des Bauvorhabens beginnen.

Für die effektive Bauzeit gehen wir von rund einem Jahr aus. Der Baustart soll voraussichtlich im Frühling 2020 erfolgen. Aus Sicht der Schulpflege streben wir eine Möglichkeit an, den Umbau in nur einer Etappe durchziehen zu können. Dies würde vor allem bedeuten, dass die Schulräume für die Schule schneller wieder zur Verfügung stehen werden.

Auf Beginn des nächsten Schuljahres eröffnen wir einen zusätzlichen Kindergarten. Aus diesem Grund wird es nicht mehr möglich sein, alle im Moment im Reppisch untergebrachten SchülerInnen temporär auf die restlichen Schulanlagen zu verteilen.

Wir klären deshalb ab, ob mit zwei zusätzlichen Schulcontainern die Unterbringung bewerkstelligt werden kann. Wir gehen davon aus, dass diese Variante nicht mehr kosten wird, als an Mehrkosten für eine Etappierung aufgewendet werden müsste.

Über die Fortschritte des Bauvorhabens werden wir Sie gerne laufend informieren. Wir freuen uns, dass wir mit Ihrer Unterstützung eine nachhaltige Schulraumumsetzung in Angriff nehmen können und danken Ihnen nochmals für das entgegengebrachte Vertrauen in die Primarschulpflege und die Baukommission.

Für die Primarschulpflege, Ernst Brand, Präsident