Unsere Musik nennen wir Örbn-Ländlr
Als illustrer Vorbote zum dreitägigen Aescher Dorffest vom 23. – 25. August sorgt die erfolgreiche Stubete Gäng im Festzelt für viel gute Laune. Der «Birmensdorfer» stellte dem Band-Mitglied Moritz Hassler einige Fragen.
Was zeichnet euren Sound aus?
Moritz Hassler: Unsere Musik nennen wir Örbn-Ländlr. Es ist eine Mischung aus Volksmusik mit Einflüssen aus modernen Musikstilen. Unsere Lieder beschreiben das Leben, die Liebe und das Miteinander. Sie animieren zum Tanzen und Mitsingen.
Und was genau ist eine Stubete?
Eine Stubete bezeichnet das gemeinsame Musizieren in den Stuben von Wirtshäusern oder der Stube zuhause. Das Zusammensein, Tanzen und Singen gehört dazu. Bei der Stubete Gäng spielen wir mit den Instrumenten wie bei einer Stubete: Akkordeon, Klarinette, Kontrabass, Löffel, dazu kommt noch ein Schlagzeug und ein Synth-Bass, damit der Sound pumpt und Druck hat.
Ihr Vater Hans Hassler hat schon im Kindesalter
bei Stubeten musiziert. Wie ist er da selbst hineingewachsen?
Hans wuchs in einer Volksmusiker-Familie auf. Sein Vater spielte selbst Kontrabass in der «Ländler-Kapelle Calanda». Zusammen mit seinen Brüdern Claudio und Werner war Hans seit Kinderjahren im Trio «Hassler Buaba» sehr erfolgreich unterwegs an Wettspielen und Ländlertreffen. Er spielte unter anderem bei Peter Hinnen und später auf der ganzen Welt: Sein musikalischer Werdegang führte von der Volksmusik zur Klassik, über Pop, Jazz, Film- und Theatermusik bis hin zur freien Improvisation als Solo-Akkordeonist. Mit der Stubete Gäng schliesst sich ein kleiner Kreis, und Hans ist auf eine neue Art wieder bei der Volksmusik und den Festzelten gelandet.
Viele Schweizer Musikgenres vom Jodeln bis zur Ländlermusik werden heutzutage quasi neu erfunden und interpretiert. Schwimmt ihr auch auf dieser Neo-Retro-Welle?
Im Schwimmen sind wir gar nicht gut (lacht). Es ist vielleicht ähnlich wie beim Essen: Die Menschen haben wieder Freude am Lokalen und schätzen es, wenn sie einen Bezug dazu haben. Irgendwann ist es nicht mal mehr so unglaublich toll oder neu, dass man an jeder Tankstelle frische Ananas aus Südamerika kaufen kann. Nach der totalen Globalisierungswelle ist das eine logische Folge, dass das Pendel wieder in die andere Richtung schwingt und man seine eigene Identität sucht und wiederfindet.
Also zurück zum Nahen und Vertrauten?
Ja genau. Wir wuchsen in einem musikalisch sehr offenen Haus auf, hörten allerlei und probierten alles aus und kamen irgendwann zur Einsicht, dass Mundart die Sprache ist, in der wir uns am besten ausdrücken können. Und als Söhne von Hans Hassler kommt man da nicht ums Akkordeon herum.
Natürlich funktioniert das alles nur, weil die Leute unsere Musik gerne hören und uns an unseren Konzerten so zahlreich besuchen. Das ist uns völlig bewusst, auch das es einmal schnell wieder anders sein kann. Insofern sind wir sicher auch irgendwie Teil dieser Welle.
Der diesjährige Sommerstart war sehr verhalten.
Spürt ihr dies bei Live-Konzerten?
Dieses Jahr war es oft so, dass der Regen aufs Wochenende fiel. Und dann meist gerade etwas heftig. Ende Mai musste deswegen ein Konzert in Österreich sogar abgesagt werden, weil da einfach zu viel Wasser kam. Ansonsten hat das zu unserem Erstaunen aber gar nicht so negative Auswirkungen auf unsere Konzerte gehabt. Wir spielten kürzlich am ISAF in Menzingen – es regnete den ganzen Tag, die Schweizer Fussballnati ist ausgeschieden und unser Konzert war erst spät am Abend angesetzt. Dennoch kamen die Leute in Massen ans Konzert, um mit uns zu singen und zu tanzen. Natürlich wäre es oft schöner, wenn das Wetter noch schön wäre – aber es ist nun mal das Wetter. Das Wetter ist stärker – da haben wir keine Chance. Leid tut es uns für die Veranstalter und alle Menschen, die diese Feste überhaupt erst möglich machen.
Ihr kündigt schon jetzt die Samichlaus Tour 2024 an.
Seid ihr eher Sommer- oder Wintermusiker?
Wir haben das 4-Jahreszeiten-Abzeichen. Wir spielten schon Konzerte bei –15 Grad, extremem Wind und Schneefall und Konzerte bei +36 Grad Hitzwelle. Beide Extreme sind nicht so wirklich toll, um Musik zu machen. Die Instrumente funktionieren dann auch nicht, weil sie sich verstimmen. Aber es sind bleibende Erlebnisse. Diesen Herbst/Winter gehen wir zusammen mit dem Samichlaus und unserem neuen Album «Easy Muni» auf unsere erste Tour durch die Schweiz. Das ist für uns ein grosses Highlight im 2024. Von Mitte November bis Mitte Dezember sind wir unterwegs und feiern den Advent mal etwas anders.
Habt ihr eventuell einen persönlichen Bezug
zur Gemeinde Aesch ZH?
Aesch ist gar nicht so weit weg von Hagendorn. Einen direkten Bezug haben wir aber noch nicht – den werden wir aber sicher nach dem wunderbaren Fest haben. Wir freuen uns mega: 900 Jahre sind ein sehr guter Grund, um zu Feiern. Solche Feste sind oft etwas Besonderes, weil sie die ganze Bevölkerung ansprechen und alle irgendwie mithelfen und involviert sind.