Momentan gibt es recht viele Bücher, die sich mit dem zweiten Weltkrieg befassen. Hier geht es unter anderem um ein Thema, von dem ich bisher noch nichts gelesen habe: Das Schicksal der sogenannten «Brown Babies»
Es beginnt in der Gegenwart, wo die 84-jährige Greta mit dem Auto losfährt und plötzlich nicht mehr weiss, wo sie sich befindet. Ihr Sohn Tom, ein vielbeschäftigter Moderator, muss sie abholen. Zunächst möchte er sich nicht mit der fortschreitenden Demenz der Mutter beschäftigen. Diese erzählt immer mehr aus der Vergangenheit und Tom erfährt Dinge aus dem Leben seiner Mutter, von denen er noch nie gehört hat. Wie sie als junges Mädchen aus dem preussischen Eylau vor russischen Soldaten flüchtet und von Grossmutter, Mutter und Schwester getrennt wird. Die Angst um den Vater, der im Krieg verschollen ist. Wie sie und der Grossvater als unerwünschte Flüchtlinge auf einem Hof unterkommen und schliesslich als wieder vereinte Familie in Heidelberg in einer Gartenhütte leben.
Tom findet das Foto eines afroamerikanischen Mädchens, dass seine Mutter wie einen Augapfel hütet. Immer wieder fällt der Name Marie. Nach und nach und mit Hilfe einer Arbeitskollegin findet Tom heraus, dass er eine 20 Jahre ältere Schwester hat. Sie ist die Tochter seiner Mutter und des GIs Bob, der grossen Liebe von Greta.
Mich hat Susanne Abels Buch berührt: Die Rassentrennung innerhalb der Army, wie mit alleinerziehenden Müttern umgegangen wurde und vor allem, das traurige Schicksal der «brown babies». Es gibt aber auch komische Szenen: Wenn Greta ihrem Bob unnütze deutsche Worte beibringt, oder die Sprüche der bodenständigen, pragmatischen Nachbarin mit dem typisch rheinländischen Humor.