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«Man ist sich wieder bewusster, warum die Schweiz eine Armee hat»

Oberst i Gst (im Generalstab) Oliver Wolf hat kürzlich seine sechste Beförderungsfeier in der Kaserne Birmensdorf im Reppischtal absolviert. Für ihn ist es alles andere als eine Pflichtübung, wie er im «Birmensdorfer»-Interview ausführt.

Interview in der Kaserne Birmensdorf

Was reizt Sie persönlich an einer Beförderungsfeier?
Oberst i Gst Oliver Wolf: Für die jungen, angehenden Unteroffizier:innen ist es ein bedeutender Tag. Sie sind bereit, in jungen Jahren eine enorme Verantwortung zu übernehmen. Mit dem Absolvieren der Unteroffiziersschule haben sie eine kurze, aber intensive Ausbildung erfolgreich hinter sich gebracht. Einerseits ist die Beförderung eine verdiente Wertschätzung den jungen Führungskräften gegenüber für das, was sie bereits geleistet haben. Anderseits wird mit dem feierlichen Akt auch die nächste Phase, das sogenannte «Abverdienen», eingeläutet. Zudem können dank der Beförderungsfeier auch die Angehörigen, Bekannten und Freunde der jungen Bürgerinnen und Bürger an deren «Meilenstein» auf dem Weg zur Führungskraft teilnehmen.

Spüren Sie, dass sich die Einstellung der Öffentlichkeit in der aktuellen Weltlage (Ukraine-Krieg, Israel-Krieg, Klimakata­strophen etc.) gegenüber zu früher geändert hat?
Ich denke, man ist sich doch wieder mehr bewusst, weshalb die Schweiz eine Armee hat. Und das Sicherheit im wahrsten Sinne des Wortes auch einen Preis hat. Grundsätzlich empfinde ich persönlich eine durchaus positive Grundhaltung mir gegenüber, wenn ich in Uniform im zivilen Umfeld unterwegs bin.

Die Schweizer Armee ist zuletzt wegen Sparübungen in die Kritik geraten. Beeinflusst dies auch Ihr Budget für z. B. solche Feiern?
Die Bundesfinanzen sind knapp. Da muss, völlig zu Recht, in jedem Departement, in jedem Bereich, geschaut werden, wo Kosten eingespart werden können. Das Budget für eine solche Beförderungsfeier ist seit jeher sehr klein. Natürlich agieren wir auch hier möglichst kostenbewusst und versuchen, mit minimalsten finanziellen Mitteln eine würdige Beförderungsfeier durchzuführen.

Haben Sie mittlerweile auch einen höheren Frauenanteil unter den Rekruten?
Allgemein steigt der Frauenanteil in der Schweizer Armee langsam an. Spezifisch bei uns, den Infanteriedurchdienern, ist diese Entwicklung nicht wirklich spürbar. Das liegt wohl daran, dass die meisten Frauen, welche Militärdienst leisten wollen, sich nicht unbedingt für die Kampftruppen entscheiden. Diejenigen Frauen, welche bisher bei uns Dienst leisteten, haben aber immer tadel­lose Leistungen erbracht, sei es auf Stufe Soldat oder Kader.

Und was ist Ihre persönliche Position zu Frauen im Militär?
Kurz und knapp: Da habe ich nur gute Erfahrungen mit Frauen in der Armee gemacht.